
Ein Interview mit der Geschäftsführung der Sontowski & Partner Group
Welche Schwerpunkte setzt Sontowski & Partner für 2025? Wie schätzen Sie den Markt ein und wie haben sich Ihre Prioritäten verschoben?
Tilman Engel: Schaut man sich die derzeitige Marktsituation an, ist klar, es gibt vor allem beim Wohnungsbau eine Menge zu tun. Die Bedarfs- und Angebotslücke ist riesig. Sie hat sich in den letzten drei Jahren noch weiter verschärft, da aufgrund von steigenden Baukosten, Zinsen und regulatorischen Hürden kaum gebaut wurde. Die Wirtschaftsweisen haben es ja zuletzt nochmal deutlich gemacht, deutschlandweit fehlen derzeit rund 370.000 Wohnungen jährlich, insbesondere in urbanen Zentren und deren Umland.
Henrik Medla: Von daher setzen wir einen ganz starken Fokus auf das Thema Wohnen – und zwar über alle Beteiligungen hinweg. Die Vorzeichen für‘s Bauen stehen wieder besser. Wir wollen verschiedene Projekte in die Umsetzung bringen und auch wieder verstärkt Grundstücke akquirieren, und darüber hinaus auch Immobilien mit dem Ziel der Umwidmung.
Uns kommt dabei zugute, dass wir im Bereich Wohnen eine sehr langjährige Expertise haben und ein breites Spektrum abdecken: Neben Miet- und Eigentumswohnungen haben wir in der Vergangenheit ja auch bereits zahlreiche Reihenhaus-Projekte realisiert. Zudem besetzen wir mit BayernCare seit knapp 25 Jahren das Segment Seniorenwohnen.
Wie sieht Ihre Strategie im Bereich Wohnen konkret aus?
Sven Sontowski: Bei der S&P Commercial Development werden wir unseren Fokus noch stärker auf den Bau von Mietwohnungen verschieben, gerne auch in Verbindung mit Lebensmitteleinzelhandel, wie wir es bereits des Öfteren umgesetzt haben. Das klassische Wohn- und Geschäftshaus hat sich als funktionierendes Konzept bewährt, insbesondere in urbanen Umgebungen. Beispiele dafür sind unsere aktuellen Entwicklungen in der Gebersdorfer Straße in Nürnberg oder in der Artilleriestraße in Erlangen.
Henrik Medla: Mit BayernCare setzen wir gezielt auf betreutes Wohnen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und der verbesserten gesundheitlichen Verfassung älterer Menschen wird diese Wohnform immer relevanter. Barrierefreies Wohnen mit Serviceangeboten durch renommierte Pflegedienste ist ein attraktives Konzept für viele ältere Menschen, darauf werden wir in den nächsten Jahren fokussieren. Bis 2040 wird die Zahl der älteren Menschen deutlich steigen, was den Bedarf an solchen Wohnkonzepten nochmal erheblich erhöht.
Die S&P Homes, die sich auf Reihenhausprojekte spezialisiert hat, wurde bereits vor vier Jahren gegründet, doch erst in diesem Sommer geht das erste Projekt an den Markt. Warum hat es so lange gedauert?
Henrik Medla: Der Markt war schlichtweg nicht reif dafür. Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und ausbleibende Förderungen machten es in den letzten Jahren nahezu unmöglich, bezahlbaren Wohnraum für Familien zu schaffen. Wir haben die Zeit jedoch genutzt, um unser Konzept weiterzuentwickeln und an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Nun sind wir bereit, das erste Projekt auf den Markt zu bringen.
Tilman Engel: Der Markt für Wohneigentum ist ja ebenfalls in den letzten Jahren völlig eingebrochen, was die Wohnungsproblematik noch befeuert. Dabei wissen wir aus den jüngsten Umfragen, dass sich über die Hälfte der Mieter ein Eigenheim wünschen, jedoch bislang an den finanziellen Hürden scheitern. Unser Ziel ist es, das Eigenheim für Familien wieder bezahlbar zu machen. Spätestens im Sommer werden wir mit einem entsprechenden Projekt an den Start gehen.
Welche Rolle spielt das Thema Mixed-Use und wie bewerten Sie die Zukunft von Büroimmobilien?
Sven Sontowski: Moderne und gut gelegene Büroflächen sind weiterhin gefragt. Wir werden auch zukünftig attraktive Büroprojekte entwickeln – allerdings mit Augenmaß. Der Fokus liegt derzeit stärker auf dem Wohnungsbau. Mixed-Use-Immobilien bleiben ebenfalls ein wichtiges Thema. Sie bieten eine gute Risikodiversifikation und sind insbesondere in Verbindung mit Lebensmitteleinzelhandel nach wie vor gefragt. In diesem Bereich sehen wir weiterhin gutes Potenzial.
Gibt es neue Assetklassen, die Sie erschließen wollen?
Sven Sontowski: Ja, insbesondere Bildungsimmobilien. Der Sanierungsrückstand bei Schulen und Bildungseinrichtungen ist enorm, bundesweit liegt der Investitionsbedarf bei rund 55 Milliarden Euro – allein bei Schulen. Dieses Segment bietet also großes Potenzial.
Unsere Beteiligung S&P Commercial Development hat jüngst erst eine Büroimmobilie in Erlangen in eine nachhaltige Bildungsimmobilie umgewandelt. In diese Richtung wollen wir weiter gehen. Darüber hinaus sehen wir auch Chancen in der Umwidmung von Bürogebäuden zu Wohnraum.
Welche strategischen Entwicklungen planen Sie auf Corporate-Ebene?
Sven Sontowski: Wir nehmen die Innovationen auf technischer Seite stark in den Blick: Serielle Bauweisen, neue Materialien, Recyclingmöglichkeiten – da tut sich gerade sehr viel, was auf die Effizienz im Bau und den nachhaltigen Wert von Immobilien einwirkt und schon Eingang in unsere Planungen findet.
Henrik Medla: Das Thema Digitalisierung ist natürlich ein Dauerbrenner, wobei wir den aktuellen KI-Hype durchaus auch kritisch bewerten. Wir sehen, dass da einiges noch nicht marktreif ist. Aber natürlich halten wir die Augen offen. Wo es bereits gute Lösungen gibt und KI einen echten Mehrwert bringt – etwa aktuell in der Nachhaltigkeitsberichterstattung – setzen wir sie natürlich schnellstmöglich ein.
Tilman Engel: In der Finanzierung gewinnt das Thema Eigenkapital deutlich an Bedeutung. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Finanzierungen komplexer geworden sind – hohe Zinsen, strengere Kreditvergabekriterien und eine insgesamt zurückhaltendere Haltung der Banken haben dazu geführt, dass klassische Fremdfinanzierungen schwieriger geworden sind. Wir setzen daher verstärkt auf das Thema Eigenkapital und sehen hier insbesondere Chancen in der Kooperation mit externen Investoren, um die Eigenkapitalbasis in Projekten zu stärken.